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Geiselhöring: Beeindruckende Aufführung von „Via crucis“

Versenkung in die Kreuzweggeheimnisse

Am Palmsonntag, dem Beginn der Karwoche, brachte die Liedertafel Geiselhöring unter der sicheren Leitung von Manfred Plomer in der katholischen Stadtpfarrkirche „Via crucis“ von Franz Liszt zur Aufführung. Das Werk für Orgel, Solostimmen und Chor ist eine musikalische Kreuzwegdarstellung und als solche ein Unikum in der Musikliteratur. Liszt begann die Komposition seines Spätwerkes im Herbst 1878, als er in Rom wohnte und es im Februar 1879 in Budapest vollendete. Zur Komposition „Via crucis“ – Franz Liszt war immer ein sehr gläubiger, für Mystik empfänglicher Katholik – wurde er durch das Beten des Kreuzweges am Karfreitag im römischen Kolosseum angeregt.

Das Werk ist ein Sonderfall im musikalischen Schaffen von Franz Liszt, vor allem weil es ein Werk von großer Gelassenheit ist. Das Werk ist auch besonders, weil es die Grenzen der bis dahin herrschenden Tonalität erreicht. Es kombiniert Unisono-Lieder (Stationen I und XIV) mit lutherischen Chorälen (Stationen IV und XII) und Chorälen, die von Johann Sebastian Bachs Chorälen (Station VI) inspiriert sind, während andere Stationen nur aus Orgelmusik bestehen. Von seinen Zeitgenossen wurde das Werk so wenig verstanden, dass es erst 50 Jahre nach seiner Vollendung am Karfreitag 1929 in Budapest zur Uraufführung kam. Auch alle Versuche, seinen Verleger Pustet in Regensburg zur Veröffentlichung zu bewegen, waren vergeblich, obwohl Liszt auf ein Honorar verzichten wollte, da ihm die Sache offenbar sehr am Herzen lag und er sich sogar um die graphische Gestaltung der Ausgabe kümmern wollte, für die er sich ausdrücklich Albrecht Dürers Holzschnitte der Passion wünschte.

Flyer

"Via crucis"

 


Es sind viele musikalische Stile und Textschichten, die Liszt verwendet; alte Kirchentonarten stehen neben der sogenannten „Zigeunertonleiter“ des gebürtigen Ungarn. Er mischt deutsche und lateinische Texte ebenso wie instrumentale und vokale Teile. Es geht Liszt nicht um primär musikalische bildhafte Darstellung, sondern um die Meditation über das Leiden Jesu, das Ringen um den Glauben. Alle stilistischen Mittel – die sparsamen, bewusst unvirtuosen Töne, die kargen Klänge an den Grenzen der Tonalität – wollen nichts anderes bewirken als die Versenkung in die Geheimnisse des Kreuzweges.

Hochschuldozent Markus Rupprecht bot an der Orgel eine wirklich beeindruckende Leistung.

Den Orgelpart bei der Aufführung am Palmsonntag übernahm mit großer Souveränität Markus Rupprecht, der seit März 2015 als Dozent für Orgel an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik Regensburg tätig ist. Als Baritonsolist beeindruckte Gerhard Artinger selbst bei schwierigen Acappella-Passagen. Sehr harmonisch erklangen die Stellen mit den Chorsolisten Elisabeth Plomer, Eva Kajanne, Marieluise Stern, Hermann Wocheslander und Alois Hauner. Zwischendurch trug Manfred Bick einfühlsam meditative Texte aus dem „Misereor-Kreuzweg 2018“ vor.

Text & Foto: Alois Hauner
Flyer: justlandPLUS